750 Watt vom eigenen Dach: Ein Erfahrungsbericht zur Solaroffensive

Eine Menge Bürokratie, die sich letztlich bezahlt macht

Frank Vogel ist ehrlich. „Ein bisschen Idealismus gehört schon dazu“, sagt der Hausbesitzer und IT-Ingenieur. Denn neben den Kosten für die Infrastruktur, die benötigten Paneelen und Geräte im Haus inklusive Montage mussten auch viele bürokratische Herausforderungen überwunden werden. Dass es diese geben werde, war ihm und seiner Frau Nadja bewusst. Wie hoch die bürokratischen Hürden am Ende waren, um den selbst produzierten Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen, hat sie dann aber doch überrascht. „Schrecklich kompliziert“, lautet dazu ihr Urteil.

Ein Paar sitzend im Garten mit einer Photovoltaik Anlage auf dem Hausdach
Bild: Stadtwerke Konstanz

Von der Erstberatung zur Umsetzung 

Der Impuls, sich mit der Energieberatung zu treffen und eine Photovoltaik-Anlage installieren zu lassen, kam aus dem Wunsch heraus, stromsparender zu leben. „Wenn wir neue Geräte anschaffen, achten wir schon darauf, besonders stromsparende auszuwählen“, sagt Nadja Vogel, allerdings habe man in Summe nicht feststellen können, dass der Verbrauch signifikant weniger geworden sei. Durch den Strom vom eigenen Dach sollen die Energiekosten langfristig gesenkt und auch etwas Gutes fürs Klima getan werden.

Am heißesten Tag des Jahres 2020 ist es so weit. Die 24 Module werden auf dem Dach installiert und ergänzen nun die vorhandene Solaranlage, die fürs Warmwasser genutzt wird. Auch Dank der Koordination mit den Stadtwerken Konstanz laufen die Arbeiten ohne Probleme. Noch vor der großen Mittagshitze sind die Photovoltaik-Module auf dem Dach und angeschlossen. Dabei wird ein zweiter Effekt spürbar, bemerkt Nadja Vogel: „Mit der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach wird es im Haus durch die Beschattung auch ein bisschen kühler.“

Bis zu diesem Zeitpunkt arbeiten noch alle elektrischen Geräte im Haus mit Energie aus dem Netz der Stadtwerke Konstanz. Doch dann wird die Anlage „scharf gestellt“, der selbst produzierte Gleichstrom durch einen Wechselrichter geschickt und so zu Wechselstrom transformiert, der die Versorgung des Hauses übernimmt. Gut 750 Watt Leistung generieren die Module auf dem nach Süden ausgerichteten Dach direkt nach der  Inbetriebnahme. Das ist mehr als Familie Vogel in diesem Moment verbraucht, sodass der Bezugszähler auf null geht: Strom der Stadtwerke wird zu diesem Zeitpunkt nicht in Anspruch genommen.

Stadtwerke liefern fehlenden Strom aus öffentlichem Netz

Ohne Strom der Stadtwerke Konstanz geht es allerdings nicht: Die Photovoltaik-Anlage liefert nur eigenen Strom, wenn die Sonne scheint. Je mehr Wolken, desto geringer die Ausbeute – und nachts liefert das Dach gar keine Energie. Dennoch ist Frank Vogel zufrieden. Die Ausgaben für den Stromverbrauch sind deutlich geringer als vor der Installation, und ein kleines Zubrot gibt es durch die Einspeisevergütung. Den damit verbundenen Aufwand hätte er allerdings gern vermieden. „Wir mussten beim Finanzamt dafür ein Gewerbe anmelden und regelmäßig eine Art Bilanz erstellen. Das war nicht einfach, und die Behörden wirkten auch etwas überfordert“, berichtet das Paar in einem Interview mit dem SWR 2021.

Solaranlage auf einem Satteldach
Bild: Stadtwerke Konstanz

236 virtuelle Bäume – und es werden jeden Tag mehr

Einfach ist dagegen die Überwachung der eigenen Stromquelle. „Das geschieht alles über eine App und ist kinderleicht“, erläutert der IT-Ingenieur. Hier lassen sich die Verbrauchsdaten einsehen, der Bezug aus dem oder die Einspeisung von Energie ins Netz der Stadtwerke Konstanz, und die Einsparungen. „Seit der Inbetriebnahme haben wir zusammen 7,9 Tonnen CO₂ eingespart“, liest Frank Vogel auf seinem Smartphone im Januar 2023. Um das anschaulicher zu machen, zeigt die App auch an, wie viele virtuelle Bäume durch die Familie in dieser Zeit gepflanzt worden sind: Es sind 236.

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