Hackschnitzel versorgen 900 Studierende mit Wärme
Jedes Jahr im Frühjahr und Herbst kracht und knackt es in den Konstanzer Wäldern. Was auf den ersten Blick nach Aufräumarbeiten aussieht, ist die Grundlage für erneuerbare Wärme.
17 Meter lang und 32 Tonnen schwer ist die Hackanlage, die Rohholz in feine Hackschnitzel verwandelt. Jahr für Jahr nach den Waldarbeiten arbeitet sich das grüne Ungetüm von Holzhaufen zu Holzhaufen durch das Dickicht. Nach dem Mahlen werden die klein gehackten Holzschnitzel in einem 40 Kubikmeter fassendem Lastwagen aus dem Wald transportiert.
Aus ökologischen Gesichtspunkten sollten überwiegend Bruch- und Restholz für die Herstellung von Hackschnitzeln eingesetzt werden.
Aus Rohholz werden Hackschnitzel
Mit einem Kran wird das Holz auf das Einzugsband der Maschine gelegt. Dieses befördert das Holz automatisch in Richtung einer sich unermüdlich drehenden Walze. Dabei ist die Walze beweglich: Je nachdem, wie dick ein Stamm ist, hebt oder senkt sie sich, um das Holz bestmöglich fassen zu können. Über die Walze gelangt das Holz schließlich in den gefräßigen Schlund des Rotors und wird zu feinen Hackschnitzeln gemahlen.
Ein an den Rotor angeschlossenes Blasrohr spuckt pro Stunde bis zu 100 Kubikmeter (rund 83 Badewannen-Füllungen) Schnitzel aus. So viel Holz zerhackt die Maschine bei Höchstleistung.
Hackschnitzel oder Pellets: Wo liegt der Unterschied?
Pellets sind Holzpresslinge, die zu 100 Prozent aus natürlichen Rohstoffen bestehen. Aufgrund ihrer Beschaffenheit benötigen Pellets deutlich weniger Stauraum. Hackgut nimmt in etwa dreimal so viel Volumen ein wie Pellets.
Außerdem haben Pellets einen höheren Energiegehalt: Für die Produktion von 10 Kilowattstunden Wärme braucht es 2,5 Kilogramm Hackschnitzel, zwei Kilogramm Pellets bzw. 0,86 Kilogramm Öl (entspricht einem Liter).
Dafür haben Holzhackschnitzel deutlich niedrigere Herstellungskosten und können ohne viele Aufbereitungsschritte direkt aus dem Rohholz hergestellt werden.
Dezentrale Lagerung für erneuerbare Wärmeerzeugung
Mehrmals in der Woche werden die im Wald gemahlenen Hackschnitzel zu ihrem Lagerplatz am Albertus-Magnus-Haus in der Rheingutstraße gefahren. Etwa 100 Kubikmeter fasst der Container. In den warmen Sommermonaten benötigt die Anlage nur etwa 35 Kubikmeter Schnitzel pro Tag, um die an die Wärmeerzeugungsanlage angeschlossenen 900 Studierenden zu versorgen.
Neben dem Albertus-Magnus-Haus werden noch vier weitere Studierendenwohnheime mit Wärme und Warmwasser aus der Anlage versorgt: das Europahaus, das Jan-Hus-Haus, das Thomas-Blarer-Haus und die Wohnanlage Paradies.
Holzhackschnitzelkessel erzeugt erneuerbare Wärme
Im Holzhackschnitzelkessel werden die kleinen Holzstücke verbrannt. Dabei gelangen sie automatisch vom Lagercontainer ins Feuer: Eine Lichtschranke erkennt, wann der Vorrat zu Ende ist, und setzt Förderschnecken in Bewegung. Über dem Feuer befindet sich ein Wasserkessel. Das durch die Flamme erhitzte Wasser wird über ein Nahwärmenetz in die Gebäude verteilt und gelangt dort über den Heizkreislauf in die Wohnungen.
Der Holzhackschnitzelkessel erzeugt günstiger und umweltfreundlicher als fossile Systeme Energie. Wälder werden dafür nicht zerstört. Ganz im Gegenteil: Eigens dafür gepflanzte Bäume sorgen später für Wärme in den Wohnungen. Die Wärmeerzeugung aus Hackschnitzeln gilt als erneuerbare Energiequelle. Grundsätzlich bindet das Holz beim Wuchs soviel CO2 , wie bei der späteren Verbrennung freigesetzt wird.
Da das CO2 bei der Verbrennung allerdings sofort freigesetzt und erst im Laufe des Baumlebens, bei Nadelhölzern mindestens 30 Jahre, gebunden wird, ist die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder von besonderer Bedeutung.
So funktioniert eine Hackschnitzelheizung
Stadtwerke Konstanz übernehmen Betriebsführung der Anlage
Die Heizungsanlage wird permanent überwacht. So können mögliche Störungen schnell behoben werden. Die Monitoring-Programme erkennen Fehler automatisch und senden Störungsprotokolle direkt an die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bereitschaft.