Messen bitte: Alles zu Zähler- und Messkonzepten
Eine neue Photovoltaik-Anlage bringt hochmoderne Technik mit sich. Während in Gebäuden ohne PV-Anlage schlicht der Strom aus dem Netz, der im Haushalt verbraucht wird, gemessen werden muss, benötigen Betreiberinnen und Betreiber einer Solaranlage neben dem gewohnten Stromzähler weitere.
Darüber hinaus werden die bekannten analogen Zähler derzeit durch intelligent aufgerüstete digitale Zähler abgelöst. Wir erklären die Funktion der verschiedenen Messeinrichtungen.
Diese Zähler sind notwendig
Zunächst hat jeder Haushalt einen sogenannten Bezugs- oder Verbrauchszähler. Er misst den aus dem öffentlichen Netz bezogenen Strom und ist somit entscheidend für die Abrechnung mit dem Lieferanten.
Der erzeugte Strom der PV-Anlage wird durch den Ertragszähler, auch PV-Zähler genannt, erfasst. Dabei spielt es keine Rolle, ob der auf dem Dach produzierte Strom selbst verbraucht wird oder ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Wird Strom ins Netz des örtlichen Netzbetreibers eingespeist, wird zusätzlich ein Einspeisezähler notwendig. Hierfür ist nicht zwangsläufig ein zusätzliches Gerät notwendig. Ein Zwei-Richtungszähler kann sowohl Bezug als auch Einspeisung messen und ist somit Bezugs- und Einspeisezähler in einem. Der Eigenverbrauch berechnet sich als Differenz zwischen Ertrags- und Einspeisezähler.
Besitz und Betrieb der verschiedenen Zähler
Wie auch in Haushalten ohne PV-Anlage gehört der Bezugs- und dadurch der Zwei-Richtungszähler dem Messstellenbetreiber. Für dessen Betrieb ist eine Gebühr fällig, die in der Regel in die Verbrauchsabrechnung mit dem Lieferanten inkludiert ist und deren Maximalhöhe gesetzlich geregelt ist. Der Messstellenbetreiber ist normalerweise der „grundzuständige Netzbetreiber“. In Konstanz sind das die Stadtwerke. Es kann aber auch ein Messstellenbetreiber frei gewählt werden.
Der Ertragszähler gehört hingegen dem Anlagenbetreibenden selbst. Er wird durch den Solarfachbetrieb entsprechend der technischen Anschlussbedingungen des Netzbetreibers installiert sein. Der Anlagenbetreibende muss sich auch um die 8-jährige (elektronische Zähler) bzw. 16-jährig (mechanische Zähler) geforderte Eichung kümmern.
Mechanisch oder digital: Diese Zähler gibt es derzeit
Die klassischen analogen Zähler mit der runden Drehscheibe werden Ferraris-Zähler genannt. Sie unterscheiden sich von modernen digitalen Zähler, die zur Ablesung von Informationen ein Display statt der Drehscheibe haben.
Im Rahmen der Digitalisierung der Energiewende werden die analogen Zähler sukzessive durch moderne Messeinrichtungen ausgetauscht. Elektrische Zähler werden entweder mit (intelligente Messsysteme) oder ohne (moderne Messeinrichtungen) eine Kommunikationseinheit eingebaut.
Der Vorteil digitaler Zähler ist, dass sowohl Bezug und Ertrag als auch Einspeisung gemeinsam saldiert und entsprechend abgelesen werden. Hierfür benötigt der digitale eine sogenannte Rücklaufsperre. Andernfalls würde beispielsweise der Einspeisezähler neben der Einspeisung auch den Strombezug erfassen.
Messkonzepte für Mehrfamilienhäuser
Wird eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses installiert, kommt meist das sogenannte Summenzählermodell zum Einsatz. Dieses Messkonzept wird in der Praxis sehr häufig angewendet, da es die Kosten für die technische Umrüstung vergleichsweise gering hält.
Jede Partei hat einen eigenen Bezugszähler, der vom Energieversorger beliefert wird. Beispielsweise im Rahmen eines Mieterstrommodells. Dadurch sind auch Versorgerwechsel der einzelnen Parteien möglich.
Der aus dem öffentlichen Stromnetz bezogene beziehungsweise ins Netz eingespeiste Strom wird für das gesamte Haus über einen einzigen Zwei-Richtungszähler erfasst. Der Nachteil des Modells ist, dass die einzelnen Parteien am Bezugszähler nicht ablesen können, wie viel Strom aus der PV-Anlage und wie viel Strom aus dem Netz bezogen wurde, da der Bezugszähler immer die Gesamtdaten des Gebäudes anzeigt.
In der Regel kommen im Summenzählermodell intelligente Zähler zum Einsatz. Dadurch werden die Verbräuche sowie auch die Stromerzeugung und Einspeisung viertelstundengenau erfasst. Diese Vorgehensweise ist maximal transparent und stellt sicher, dass alle Parteien des Gebäudes anteilig ihres Verbrauchs vom eigen erzeugten PV-Strom profitieren.